Meine Eindrücke vom Meat Loaf Konzert in Stuttgart. Ich sollte dazu sagen, dass es altersbedingt (bin Jahrgang '85; 2007 hatte ich als Azubi mit eigener Bude schlichtweg keine Kohle) mein erstes Konzert war - leider wird es wohl auch mein letztes von Meat bleiben.
Pünktlich um 20:00 Uhr versank die Halle im Dunkel und zum Einlauf der Band wurde der alte Beatles-Song "When I'm 64" durch die Boxen gejagt. Meat nimmt sein Alter also humorvoll. Doch das Eröffnungsdoppel "Running for the red light / Life is a Lemon" durchbricht mit kompromissloser Härte den Beatles-Schunkler und der Maestro kommt mit fast manischen Blick auf die Bühne und erweist sich bei "Runnin'..." erstaunlich stimmgewaltig. Während "Life is a Lemon" verschwindet Meat allerdings von der Bühne. Patti singt den Song alleine zu Ende, ehe die Lichter ausgehen und die ganze Band die Bühne verlässt. Hää? Das Publikum in der Halle ist ähnlich verwirrt wie ich und es bleibt auch ein eisiges Schweigen, als die Band zwei Minuten später zurück kommt und Patti den alten Kracher "Dead ringer for love" alleine singt. Der Applaus nach Ende des Songs ist verhalten und Rufe nach Meat Loaf werden laut.
Glücklicherweise kommt Meat zurück auf die Bühne. "Sorry for that" raunt er knapp ins Mikro. Was die paar Minuten hinter der Bühne war, wird nicht erwähnt. Stattdessen verlangt Meat, das "Deadringer for love" wiederholt wird. Bei dem Duett zeigt sich dann aber, das Meat Loaf nicht in bester Form ist. Seine Bewegungen wirken langsam und müde. Sein eines Bein zieht er humpelnd nach, was wohl auf die Knieoperation vor der Tour zurück zu führen ist. Auch stimmlich ist es nicht das Gelbe vom Ei: Meat haut mehrfach daneben und wirkt abgehackt. Gerade im direkten Vergleich mit Patti Russo zieht Big Meat hier eindeutig den Kürzeren. Auch bei den nachfolgenden Liedern "If it ain't broke break it", "Los Angeloser" und "The giving tree" wird es nicht wirklich besser. Meat überlässt Teile der Songs dann auch immer entweder Patti oder seiner Begleitband. Doch einen ersten Wendepunkt gibt es mit "Objects in the rear view mirror". Bei dieser genialen Ballade umschifft Meat zwar einige schwierige Gesangstellen, legt aber soviel Gefühl in den Song, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Das genaue Gegenteil gibt es bei "Out of the frying pan" im Anschluss. Meat und die Band rocken was das Zeug hält. Danach heißt es aber erstmal: 15 Minuten Pause.
Der erste Teil der Show war also eher mäßig. Doch während ich in Gedanken meinen Konzertbericht schon mit den Worten "War trotzdem schön, ihn nochmal gesehen zu haben" abschloss, sollte sich das Blatt im zweiten Teil der Show wenden. Denn jetzt folgt "Bat out of Hell" am Stück. Und ob es nun an den euphorischen Reaktionen des Publikums liegt, ob Meat sich im ersten Teil des Konzerts bewusst zurück genommen hat oder ob die Songs vielleicht wirklich die viel beschworene Magie haben: Hier sah das Stuttgarter Publikum einen Meat Loaf in Hochform. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Stuttgart sieht hier nicht den Meat Loaf von 1977 oder der 1980er, aber garantiert in einer Form, wie man ihn sicher schon Jahre nicht gesehen hat. "Bat out of Hell" bringt den Saal zum Kochen, während "You took the words right out of the mouth" zum Mitsing-Lied für die Halle wird. "Heaven can wait" zeigt Meat Loaf dann wieder extrem gefühlvoll. Bei "All revved up with no place to go" darf ordentlich gerockt werden, während "Two out of threen ain't bad" den Mitsingfaktor in der Halle nach oben schraubt. "Paradise by the dashboard light" erweist sich wie immer als der Partysong schlechthin, was natürlich auch daran liegt, dass Meat und Patti ein sauber aufeinander eingespieltes Team sind. Das Highlight folgt aber beim letzten Song des Albums. Meat Loaf bedankt sich bei allen Fans für ihre Treue und performt "For cryin' out loud" dann derart intensiv und gefühlvoll, dass der ganze Saal wie versteinert folgt - und hinterher mit tosendem Applaus honoriert. Hier hat Meat gezeigt, warum er eine Legende ist. "I would do anything for love" - leider stark gekürzt - wird hinterhergeschoben. Mit dem Doppler "Boneyard / All revved up with no place to go" (inkl. ausgiebigen Solo-Einlagen des Neverland Express) rockt Meat ein letztes Mal gemeinsam mit dem Publikum ab. Sichtlich erschöpft, aber zufrieden wankt der Maestro mit einem letzten wehmütigen Blick von der Bühne.
Fazit: Die erste Hälft des Konzerts riss nicht gerade vom Hocker, doch im "Bat out of Hell" Teil lief Meat zu absoluter Höchstform auf und brachte Stuttgart zum Kochen. Man merkte Meat an, dass er nicht ganz in Hochform war und das Alter eben auch vor einer Legende nicht halt macht. Aber dennoch hat er in Stuttgart demonstriert, warum er für Jahrzehnte ein Publikum an sich binden konnte. Humor, Gefühl, Power und eine Stimme, die eine Halle noch immer in Ehrfurcht versinken lassen kann - Danke für den tollen Abend. Ich denke, jeder in der Halle wird dich vermissen.